Christian Indergand und Max Ehrengruber arbeiten seit 2015 kollaborativ zusammen. Den BA Kunst & Medien an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) haben sie 2018 mit Auszeichnung abgeschlossen.
Die beiden Künstler beschäftigen sich hauptsächlich mit den visuellen Phänomenen des öffentlichen und institutionalisierten Raums, Fragen nach Privatsphäre und Öffentlichkeit sowie den damit einhergehenden sichtbaren oder verborgenen Machtstrukturen. Dabei erhält auch die eigene Rolle innerhalb solcher Räume und Strukturen Einzug in ihre künstlerische Arbeit.
Ihre künstlerische Praxis versteht sich als eine stark auf medien- und kunsttheoretischem Interesse gründende Auseinandersetzung mit bereits bestehenden Positionen und künstlerischen Arbeiten, analogen und digitalen technischen Bildgebungsverfahren, der Rekontextualisierung von Objekten und Gegenständen des alltäglichen Lebens, bis hin zu installativen Eingriffen unter jeweils starker Bezugnahme auf die räumlichen und institutionellen Gegebenheiten der entsprechenden Ausstellungssituation.2
Das Werk Fernweh sind insgesamt 26 verschiedene Postkarten, deren Motive sich aus der vom Kanton Luzern geführten Statistik «Logiernächte ausländischer Gäste nach Herkunftsland» ableiten. Für die dort aufgeführten Orte wurden je zwei Ziele gewählt, die durch Google Streetview besichtigt und per Screenshot fotografiert wurden.
Die Auswahl der Orte - bekannte Sehenswürdigkeiten und Tourismusziele - und die Art und Weise wie diese fotografiert wurden - mittiger Horizont, Hauptmotiv zentral im Bild - greifen die Postkarte als Medium inhaltlich und fotografisch auf. Dieser Ästhetik gegenüber stehen Bildartefakte und Verzerrungen, oder die teilweise noch sichtbare Bedienoberfläche, welche sich durch die technische Machart ergeben.
Die Adresse, an der die Fotografien aufgenommen wurden, ist auf der Rückseite der Karte mit den Namen der Künstler als Empfängeradresse eingetragen. Die Postkarten sind gültig frankiert und bergen so das Potential, dass die Fotografien physisch an den Ort ihrer virtuellen Entstehung zurückreisen können. Die Absender*inadresse, die von den Betrachter*innen eingetragen werden kann, dient dazu, dass die Karten nach versuchter Zustellung retourniert werden können.
Fernweh wurde für die Ausstellung «BEYOND BORDERS» der Stiftung Fotodokumentation Kanton Luzern entwickelt.
Die Ausgangslage der mehrteiligen Arbeit Sicherheitsgurte sind Aufkleber aus dem Modellbau, die im Massstab 1:43 Sicherheitsgurte aus dem Automobilsport nachbilden. Die eigentlich dreidimensionalen Gurte wurden durch die Verkleinerung zum Aufkleber formal und materiell reduziert und als zweidimensionale grafische Fläche dargestellt - als Reduktion von Material auf eine rein optische Erscheinung.
Diese Miniaturisierung und die darauffolgende Reskalierung in Sicherheitsgurte entfernt die Ausgangsform von ihrer Modellhaftigkeit und löst die Materialität weiter von ihrer ursprünglichen Funktionaliät. In dieser Rückübersetzung finden die entstehenden Körper zu einer neuen, eigenständigen Figürlichkeit. Einzig die farbliche Erscheinung bleibt als Verbindungsglied zwischen dem Sicherheitsgurt als Schutzausrüstung, dem Aufkleber im Masstab 1:43 und der jetzigen Form als Skulptur bestehen.
Sicherheitsgurte sind, der spezifischen Ausstellungssituation entsprechend, hängend, freistehend, angelehnt oder liegend zu installieren. Es kann aus insgesamt 14 verschiedenen Farb- und Formkombinationen ausgewählt werden.
Aktentasche, Krawatte, schwarzer Anzug, rasante Autofahrt durch den Tunnel, ein besiegelnder Händedruck. Einerseits wirken die Bilder der Serie Business in Action wie aus einer überholten Zeit kommend, gleichzeitig scheint ihr Referenzsystem aktuell und alltäglich, so dass sich ein sofortiges Assoziationsfeld aufbaut. Eine überwältigende, hektische und umtriebige Geschäftswelt, deren TeilnehmerInnen in rasanter Eile dem neusten Coup hinterher jagen, das nächste grosse Ding an Land ziehen, rastlos, alles in Bewegung, bloss keine Zeit verlieren, Risiko, nichts ist ganz sichtbar.
Die «Stockfotografie» markiert in medialer Hinsicht einen Sonderplatz in der Fotografie. Im Gegensatz zu Auftragsarbeiten sind ihre Bilder sozusagen stets ‹an Lager› und werden von Bildagenturen in Lizenz vertrieben. Unternehmen können sich hier mit thematisch und ästhetisch kuratiertem Bildmaterial eindecken und dieses für ihren öffentlichen Auftritt verwenden. Während diese Fotografie inzwischen als Massenware über das Internet zugänglich ist, waren CDs mit solchem Bildmaterial im Übergang von analoger zu digitaler Fotografie Ende der 1990er Jahren ein begrenztes und entsprechend kostbares Gut. Die 100 Bilder aus der Serie Business in Action entstammen dem Booklet einer solchen CD mit gleichnamigem Titel.
Dem Anspruch möglichst breiter Anwendbarkeit entsprechend sind diese Bilder dermassen auf eine Bildsprache reduziert, dass sie zwischen innerer Abgeschlossenheit und äusserer Offenheit oszillieren. Der Prozess der Bildproduktion erscheint umgekehrt, indem das Bild hier erst durch KäuferInnen und LizenznehmerInnen seine finale Deutung erfahren soll - die Rolle der FotografInnen als AutorInnen rückt in den Hintergrund. Gleichzeitig sollte eben jener Universalismus für eine ‹erfolgreiche› Stockfotografie bereits im abgelichteten Motiv selbst angelegt sein, wodurch die gezeigte Bildwelt in merkwürdiger Analogie zur medialen Realität der Bilder steht. Eine auf Schnelligkeit getrimmte und von ‹Machertypen› angeführte Geschäftswelt, die darauf bedacht ist, traditionelle Werte, Seriösität und Offenheit auszustrahlen, gleichzeitig aber ihre eigentlichen Tätigkeiten absichtlich strukturell abstrakt und bewusst ungeklärt belässt. Es offenbart sich die visuelle Fassade einer Pseudo-Seriösität, die nach dem Symbolschema ‹Anzug=Erfolg› zu funktionieren versucht.
Im Anschluss an die 2017 konzipierte Arbeit iMacs, ZHdK findet sich in apple.com die Auseinandersetzung mit einer neuen Bildrealität, wie sie vom aktuellen Onlineauftritt der Computer, Smartphones und co. des kalifornischen Herstellers ausgeht. Technologiefirmen inszenieren ihre Erzeugnisse mehr und mehr als eine Form von Lifestyle-Essential; Design wird als Produkteigenschaft verkauft, sodass der dogmatische Leitsatz ‹form-follows-function› hier auf verdrehte Art und Weise wieder zum Zuge kommt, indem hypercleane Erscheinung selbst zur Funktion verkommt.
Aufwendige Animationen, zusammengesetzte Bildkompositionen und hervorhebende, bewegte Effekte sollen die hightech Features der neusten Produktiterationen auf möglichst vollendete Art und Weise präsentieren und den Kunden zum Kaufentscheid bewegen.
apple.com demonstriert und rekonstruiert diese Form der Produktinszenierung, indem die zahlreichen Bildebenen, aus welchen sich die schliesslich sichtbaren Bilder der präsentierten Produkte zusammensetzen, als eigenständige Abbildungen gezeigt werden. Das für BesucherInnen im Verborgen liegende Bildmaterial wird von der Website «apple.com» extrahiert und technisch unverändert aber isoliert sichtbar gemacht. Dieser Blick hinter die Kulissen der Warenwelt offenbart visuelles Rohmaterial, welches in dieser Form nicht für die Öffentlichkeit gedacht ist.
Fleurs (Flowers) stellt eine visuelle Anlehnung an den 1929 erschienen Text «Le langage des fleurs» des französischen Schriftstellers und Philosophen Georges Bataille dar, welcher sich mit der ambivalenten Natur der Blumen beschäftigte. Er führt darin aus, dass der in der Erde liegende hässliche, dreckige und chaotische Teil der Pflanze in unserer gesellschaftlichen Wahrnehmung stets verdrängt wird und stattdessen nur der oberirdische, reine Teil der Pflanze in den «Prozess der Zivilisation» miteinbezogen wird und entsprechend Anklang und Ausdruck findet.
Während die Pflanze als zentrales Vanitas- Symbol stets mit Vergänglichkeit behaftet ist, wird ihr eigentliches Wesen, das sich aus dem fortwährenden Zyklus aus Werden und Vergehen konstruiert, verdrängt. Stattdessen wird das Welken der Blüte zur Projektionsfläche unserer eigenen Vergänglichkeit.
In der gestapelten Hügel-Welt als Symbiose aus Natürlichkeit und Künstlichkeit spiegeln sich der Ort und seine Bedingungen.9
Die Dachterrasse der Zürcher Hochschule der Künste soll den StudentInnen, MitarbeiterInnen und BesucherInnen als Ausgleich zur funktionalen Architektur des Hauses dienen. Dort bettet sich eine Art Pseudo-Natur in eine ansonsten von Metall, Beton und Glas geprägte Umgebung ein.
Die Pflanzen verdecken dabei stellenweise die Sicht auf die blanken Fassaden des Gebäudes, können dabei manches Mal darüber hinwegtäuschen, dass man trotz Begrünung inmitten des Industriequartiers Zürich-West ist.
Die auf der Dachterrasse des Toni-Areals zu installierenden solarbetriebenen Lautsprecher geben das typische ‹Zirpen› diverser Grillenarten wider und geben dem Ort so ein Stück mehr vermeintliche Natürlichkeit. Diese installierten ‹Grillen› sind insofern real abhängig von der Sonne und unterliegen ihrem natürlichen Rhythmus, sind aber dennoch weitere ‹platzierte› Elemente innerhalb eines konstruierten Ökosystems. Sie mögen den NutzerInnen als Beiläufigkeit präsent sein und auf die Eigentümlichkeit des Ortes hinweisen.
Aus dem Auftrag eine freie künstlerischen Arbeit zu einem Gebäude zu produzieren, ergeben sich grundsätzliche Fragen zur Autonomie. Zum einen soll ein persönlicher und damit freier eigenständiger Zugang geschaffen und dargestellt werden, zum anderen stellt der Auftrag als solcher bereits gewisse zweckmässige Anforderungen bereit. Das Verorten und Agieren innerhalb dieses Spannungsfelds ist dabei genauso beschränkend wie produktiv.
Unsere Handlungen begründen wir entsprechend unserer Haltung und diese kann wiederum erst innerhalb eines klar definierten oder gar restriktiven Raums entstehen. Dieser ermöglicht einen prismenhaften Reflektionsprozess, der die eigene Position überhaupt erst sichtbar macht. Der Prozess des ‹Ausleuchtens› und ‹Auslotens› dieses Raums kann dabei sowohl auf einer gedanklichen Ebene, wie auch auch als performativer Akt stattfinden - beispielsweise mit Massstab und Blitzlampe.
… Diese Farben wurden bei einer Neuüberarbeitung mangels Nachfrage ersatzlos gestrichen. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und verbleiben mit freundlichen Grüßen …
Von Hand werden die Farbnamen in 22 Aluminiumplatten geschlagen. Sie erinnern an die 22 Farbtöne die 1953 ersatzlos aus dem RAL Farbregister gelöscht worden sind.
Zum Zweck der Normung und Rationalisierung der deutschen Wirtschaft gründeten Privatwirtschaft und Regierung 1925 den Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen (RAL). Der Geschäftsbereich RAL Farben der heutigen RAL gGmBH definiert und normiert Farbton-Anforderungen und Farbsysteme.
Die heutige RAL Classic Farbsammlung enthält 213 Farbtöne. Neben geschützten Farbtöne von deutschen Grossunternehmen enthält der Farbkatalog vor allem Farben, die eine international breite Verwendung im öffentlichen sowie institutionalisierten Rahmen finden. Während der Warn- und Signalfarben, die beispielsweise für Beschilderungssysteme von Verkehrszeichen genutzt werden umschliesst das RAL Classic Farbsystem 96 Farbtöne die zu militärischen Zwecken genutzt wurden oder immer noch genutzt werden.
Die Katze ist ein Löwe, wenn er eine Maus nimmt. Aber die Katze wird zur Maus, wenn sie mit dem Panther kämpft ... Unnachgiebig gegenüber den Schwachen und denen, die sich als minderwertig, vornübergeblieben und ehrwürdig vor den Mächtigen oder vor ihm sehen, von denen sie eine Position, einen Preis, einen Vorteil erwarten.
Das gefundene Zitat stammt aus der 2018 vom User Raul Scottili auf Google Maps verfassten Rezension der Regionalwache Industrie der Stadtpolizei Zürich. Dabei verweist der vom User ursprünglich in italienischer Sprache geschriebene, und von Google automatisch ins Deutsch übersetzte Bericht auf die, wegen ihrer sprachlichen Finessen äusserst geschätzte, italienische Übersetzung eines Gedichts des persischen Dichters Sa’adi, welches 1259 in Farsi verfasst wurde und wiederum eines der bedeutendsten Werke persischer Literatur darstellt.
Vor besagter Regionalwache an der Fabrikstrasse 1 befinden sich drei Plakatwände, die von der Firma APGSGA als Werbefläche vermietet werden.
Der Spiegel, als Symbol der Erkenntnis und Illusion, ist eines der vielen wiederkehrenden Motive in der Kunstgeschichte und auch in überaus zeitgenössischem Sinn fällt es schwer die spiegelnden und glänzenden Oberflächen, sei es in öffentlicher oder privater Umgebung, zu übersehen. Im reflektiertem Bild treffen das Intime und das Öffentliche in aller Flüchtigkeit aufeinander, sieht sich die Beobachterin beim Blick hinein doch nie ausschliesslich selbst, sondern immer auch als ‹Ich› im Kontext seiner Umgebung. Dieses durch die Reflexion produzierte Verhältnis aus BetrachterIn und Raum bildet den Ausgangspunkt für die Gestaltung der Gondel am Flumserberg.
Die Aussenhülle der Gondel und die Scheiben werden von vollflächig mit Chromfolie, respektive einseitig verspiegelter Folie, bezogen. Die konvexe Form der Gondel sorgt für eine komplexe visuelle Verdichtung der Umwelt, indem Firmament und Erdoberfläche gleichzeitig reflektiert und für die Betrachterin sichtbar gemacht werden. Die ständige Bewegung der Gondel während dem Betrieb bedeutet bei verändernder Witterung, Tages- und Jahreszeit immer neue Abbildungen des räumlichen und zeitlichen Kontextes. So oszillieren die Inszenierungen der Gondel für die BetrachterIn zwischen Sichtbar und Unsichtbar. Die ästhetische Erfahrung verweist dabei nicht nur auf die Funktion als Transportwerkzeug, sondern gleichzeitig auf die BetrachterIn im Zusammenspiel mit seiner Umwelt. Die Gondel wird hier zu einem hybriden Artefakt ihrer technischen Gestaltung innerhalb einer vermeintlich unberührten Natürlichkeit.
Die erste Einzelausstellung von Christian Indergand und Max Ehrengruber in der Galerie am Platz thematisiert den Begriff KINO anhand der vier Elemente Raum, Bild, Projektion sowie Licht.
Wie auch ein Ausstellungsraum ist das Kino zunächst institutionalisierter Raum, der temporärer, permanenter, privater oder öffentlicher Natur sein kann, jedoch immer dem Zweck der Vorführung dient. So ist nicht die tatsächliche formale Gestaltung, sondern viel mehr die bewusste Institutionalisierung eines Raumes mit der klaren Absicht, Kunst oder Film eine Plattform zu bieten, welche den Raum zu einem Kunst- beziehungsweise Filmraum machen.
Die Bespielung dieses Raums durch Bild und Projektion findet in der künstlerischen Auseinandersetzung in Form von drei grossformatigen Bildern sowie portablen Filmleinwänden Ausdruck. Das bewegte Bild des 2015 erschienenen Filmes «Mad Max - Fury Road», welcher durch seine exzessiven Explosionsszenen beinahe zur Parodie zeitgenössischen Actionfilms avancierte, wird in der Arbeit Stills in Ruhe versetzt. Die stillstehenden Szenen von Explosion und Zerstörung versetzen die Gesten einer gewaltigen Bildsprache, in ihrer Eindeutigkeit des Spektakels, nunmehr in sinnliche Farbensemble. Die zur Ausstellung erschienene Publikation «I’m gonna die historic on the fury road.», setzt sich weiterführend mit dieser Form der Umwandlung auseinander.
Die sich als Skulpturen behauptenden und in die Jahre gekommenen portablen Leinwände der Arbeit Screens, welche räumlich den gesamten hinteren Teil der Galerie einnehmen, dienen als prototypische Formen von Leinwänden. Die Platzierung abseits der Scheinwerfer verweist dabei auf die strikte Trennung der Elemente des Kinos und den Status der Leinwand als Empfänger, analog zum Rezipienten einer Ausstellung.
In Anlehnung an das wohl essentiellste Element des Kinos, Licht, wurde sämtliches verfüg- und verstellbare Licht im Eingangsbereich der Galerie konzentriert, wo zusätzlich die höchste Konzentration von Tageslicht auftritt, um damit die drei grossformatigen Bilder von Explosionsszenen zu beleuchten. Die dadurch entstehende inhaltliche Doppelung unterstreicht die Bedeutung der Beleuchtung zusätzlich. Ebenfalls als Teil dieses installativen Eingriffes dienen die beiden rot angeklebten LED-Leuchten im Eingangsbereich, welche in Ihrer Form an Rücklichter zeitgenössischer Fahrzeuge anspielen und thematisch den Bogen zur Publikation schliessen.
Die rund 3900 StudentInnen, DozentInnen und MitarbeiterInnen der Zürcher Hochschule der Künste teilen sich auf über 60’000 m2, neben einer Vielzahl von Schulungsräumen und Werkstätten, Büroräume für ca. 600 individuelle Arbeitsplätze. Darunter fallen auch die dem Bachelor Kunst & Medien zugewiesenen Atelierräume.
Um zu den erwähnten Büro- und Atelierräumen zu gelangen, führt der Weg einer Studierenden des Departements Kunst & Medien vom K-Bereich, welcher während der Öffnungszeiten des Gebäudes für die Öffentlichkeit zugänglich ist, über Korridore, für die ausserhalb der Öffnungszeiten eine validierte Campus-Card notwendig ist. Für den Zugang zu einem Atelier ist zu jeder Zeit eine validierte Campus-Card sowie eine unterschriebene Nutzungsvereinbarung, vorausgesetzt.
Analog zu den genannten Räumlichkeiten existiert sowohl ein Farbschema für die verwendeten Wandfarben als auch eine strikte Regelung zur Bespielung der entsprechenden Wände. Die meisten dieser Atelierräume sind mit einem grossen Fenster zum Korridor hin ausgestattet, welches als Ausdruck der Transparenz den interdisziplinären Dialog ermöglichen und fördern soll, ohne dabei als panoptisches Überwachungsinstrument zu fungieren.
Es zeigt sich, dass dies bestenfalls bedingt funktioniert. Schliesslich waren zu Beginn der Arbeiten an A Color Scheme for Public Spaces in 8 von 9 Atelierräumen des Departments mehr oder weniger permanente Massnahmen ergriffen worden, um die Einsicht von Aussen zu verhindern.
Der installative Teil der Arbeit umfasst 9 grossflächige MDF-Platten, die als, den im Toni-Areal geltenden Sicherheitsbestimmungen entsprechend, installierte, oder installationsbereite Sichtschutzvorrichtung den jeweiligen Atelierräumen überlassen werden. Die Farben der Platten entsprechen den Wandfarben des öffentlich zugänglichen Bereiches. Sie wurden aus einem handschriftlichen Farbplan des Gebäudes, mit den entsprechenden NCS-Farbtonbezeichnungen, entnommen. Einsicht in den offiziellen Farbplan konnte den Künstlern, aus Gründen der Klassifizierung, nicht gewährt werden. Eine diesbezügliche Anfrage beim für den Bau zuständigen Architekturbüro blieb bisher unbeantwortet.
A Color Scheme for Public Spaces versteht sich dabei als Auseinandersetzung mit der grundsätzlichen Frage nach Privatsphäre in öffentlichen beziehungsweise institutionalisierten Räumen und liefert den BetrachterInnen (sowie den betroffenen NutzerInnen) Werkzeuge zur Offenlegung der politischen Dimension zeitgenössischer Architektur und den dahinter verborgenen Machtstrukturen.
Das grossformatige Einzelbild Bahnhof von Christian Indergand & Max Ehrengruber zeigt Menschen auf dem Bahnsteig einer unterirdischen Gleisanlage. Das Weglassen von Werbung, Anzeigetafeln, Treppen und anderen architektonischen Elementen sorgt für eine auf das Minimum reduzierte Darstellung des Ortes.
Um den Bahnsteig zu fotografieren, wurde eine Vielzahl von Einzelaufnahmen des Ortes zusammengesetzt. Auf der einen Seite führt dieser Eingriff zu einer fotografischen Zurschaustellung von Auflösung und Schärfe, die im Gegensatz zur allgegenwärtigen Flüchtigkeit des reellen Ortes steht. Auf der anderen Seite verneint diese Form der Bildkonstruktion eine klassische Zentralperspektive, so dass sich der Eindruck von kulissenhafter Zweidimensionalität einstellt.
Das Online-Verzeichnis «insecam.org» hat zehntausende Livestreams von Netzwerk-Überwachungskameras aus der ganzen Welt gesammelt und öffentlich zugänglich gemacht. Möglich wird dies, da viele per Netzwerk betriebene Überwachungskameras entweder nicht passwortgeschützt sind, oder noch mit Werkseinstellungen betrieben werden. So hinterlässt das Verzeichnis die ambivalente Gleichzeitigkeit von breiter Verfügbarkeit und verdeckter Überwachung.
Die gefilmten Szenen reichen von Landschaften und öffentlichen Plätzen, bis hin zu Kirchen, Schulen sowie privaten Räumen, die offenkundig nicht gedacht sind öffentlich einsehbar zu sein.
Several Japanese Parking Lots von Christian Indergand & Max Ehrengruber zeigt Screenshots dieser Livestreams aus dem Archiv der Künstler. Die Aufnahmen stammen von Überwachungskameras, die an verschiedenen Parkplätzen in ganz Japan installiert sind.
Die Arbeit iMacs, ZHdK zeigt eine Auswahl sogenannter «Öffentlichen IT-Arbeitsplätzen», die, als Teil der hochschuleigenen Infrastruktur, von allen StudentInnen und DozentInnen genutzt werden können.
Fingerabdrücke, Kratzer, Reinungsspuren und weitere Zeichen der Abnutzung, verweisen auf die Verwendung der Geräte innerhalb einer Institution, wie der ZHdK, stehen gleichzeitig der affirmativen und makellos inszenierten Werbefotografie von Technologiefirmen, wie Apple gegenüber. Der frontale Standpunkt der Grossformat-Kamera und das seitlich platzierte Licht zeigen diese Spuren in ihrer ganzen Deutlichkeit und stellen den physischen Körper des Computermonitors als Medium selbst in den Vordergrund. Die auf diese Weise sichtbar werdenden Gebrauchsspuren der Oberfläche treten dadurch als Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Welt in Erscheinung und lassen vermeintlich Einblicke in die Gewohnheiten ihrer Benutzer zu.
Über das Internet öffentlich zugänglich Streams bilden die Grundlage für die 2016 entstandene Werkserie Topographie (insecam.org) von Max Ehrengruber und Christian Indergand.
Die Fotos verweisen auf die mittlerweile allgegenwärtig installierte Überwachung, welche sich eben nicht nur auf private Grundstücke oder öffentliche Räume in urbanen Gebieten beschränkt, sondern auch vor scheinbar unverdächtiger und unberührter Landschaft nicht halt macht.
Diese Begegnungen mit unterschiedlichen virtuellen Landschaften übersetzen die beiden Künstler zurück in physische Form. Sie entziehen die Bilder somit dem stetigen Fluss der Videostreams und gleich auch der Vergänglichkeit.
Julian Denzler
BEYOND BORDERS, Stiftung Fotodokumentation Kanton Luzern, Kornschütte, Luzern
Jahresausstellung der Kunst- und Kulturstiftung Uri, Haus für Kunst Uri
A Brief Inquiry Into Empty Space, ZHdK Toni-Areal, Zürich
Hope Springs Eternal, L23, Zürich
Jahresausstellung der Kunst- und Kulturstiftung Uri, Haus für Kunst Uri
Widerhall – Landschaft, Benzeholz - Raum für zeitgenössische Kunst, Meggen
UNO ART SPACE, Stuttgart (DE)
Neue Galerie im Höhmannhaus, Augsburg (DE)
Jahresausstellung Zentralschweizer Kunstschaffen XL, Kunstmuseum Luzern
European Photography Award, UNSEEN, Amsterdam (NL)
Highlights 2018, ZHdK Toni-Areal, Zürich
KINO (Einzelausstellung), Galerie am Platz, Eglisau
A Burning Giraffe, coGaleries, Berlin (DE)
Diplomausstellung 2018, ZHdK Toni-Areal, Zürich
The Photographic, Museum Folkwang, Essen (DE)
Highlights 2017, ZHdK Toni-Areal, Zürich
KUNSTpause, Shedhalle, Zug